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BUSCH MEETS LORIOT
Ein Tusch für Busch / Szenen einer Ehe (Loriot)

eine musikalische Doppel-Lesung zu zwei humoristischen Jahrestagen mit Ekkehard Dennewitz, Uta Eisold und der Sachs-Band

„Oh, wie beglückt ist doch ein Mann,
Wenn er Gedichte machen kann"

Lesung mit Ekkehard Dennewitz und der Sachs-Band

Ekkehard DennewitzFoto: Nadja Schwarzwäller

Anlässlich des 100. Todestages von Wilhelm Busch (1832-1908) präsentiert Intendant Ekkehard Dennewitz Gedichte und Prosa des großen satirischen Dichters und Zeichners – und zeigt, dass Busch mehr zu bieten hat als „Max und Moritz" oder „Die fromme Helene". Und auch die Sachs-Band spielt mal was ganz anderes...



Uta Eisold und Ekkehard DennewitzFoto: Nadja Schwarzwäller

Eheszenen: Wenn zum Beispiel das Frühstücksei nicht lange genug gekocht hat, der Fernseher kaputt ist oder über Politik verhandelt wird. Denn wie sagte doch Loriot so treffend? „Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen...“ Anlässlich des 85. Geburtstags von Loriot am 12. November lesen Ekkehard Dennewitz und Uta Eisold aus seinem Klassiker „Szenen einer Ehe“.


Pressestimmen:

Marburger Neue Zeitung

Das Sofa wird zur Wanne

Hessisches Landestheater feiert Loriot mit einer Lesung

„Szenen einer Ehe“ präsentierten am Sonntag Ekkehard Dennewitz und Uta Eisold im Theater Am Schwanhof (TASCH). Mit dieser Hommage anlässlich von Loriots 85. Geburtstag hatten die beiden Schauspieler gemeinsam mit der Sachs-Band bereits im November das Publikum so begeistert, dass zwei Zugaben im Januar ins Programm kamen.

Die simple Aussage „Berta, das Ei ist hart“ oder die Frage „Was machst'n da?“ sind nur scheinbar harmlos. Nur wenige Sätze später befinden wir uns bereits inmitten der Absurditäten und Abgründe des Ehelebens. „Ich bring sie um“, schwört er am Ende des Streits ums Frühstücksei. „Du kannst einen ja wahnsinnig machen“, urteilt sie nach der Diskussion über seine Beschäftigung. Im November hatten die „Szenen einer Ehe“ zum 85. Geburtstags ihres Erfinders Loriot alias Vicco von Bülow auf dem Programm des Hessischen Landestheaters gestanden. Da war die Lesung auf eine so große Nachfrage gestoßen, dass nun zwei weitere Termine auf den Spielplan gesetzt wurden. Für Ekkehard Dennewitz ist Loriot „der exemplarischste Nachfolger von Wilhelm Busch“, wie er sagte. Zu dessen 100. Todestag hatte Dennewitz im Januar 2008 eine Lesung inszeniert, die ebenfalls mehrmals wiederholt worden war. „Und wenn wir Busch machen, müssen wir auch Loriot machen“, erklärte Dennewitz. Gemeinsam mit Uta Eisold brachte er die „Szenen einer Ehe“ am Sonntag vor knapp hundert Zuschauern im TASCH auf die Bühne. Musikalisch umrahmt wurde das Programm von der Sachs-Band in der Besetzung von Stefan Waldeck (Klavier), Stefan Koch (Klarinette und Saxophon), Jürgen Stroth (Schlagzeug) und Jürgen Sachs (Bass). Und wo Loriot draufsteht, ist natürlich auch der Badewannen-Klassiker mit Doktor Müller-Lüdenscheid drin: „Die Ente bleibt draußen!“ Wollmützen als Badekappen und das Sofa im TASCH als Wanne sind bei diesem Sketch selbstverständlich inklusive.



Sachsband

Pressestimmen:

Gießener Anzeiger

Fromme Helene mit Dixieland-Band

Augenzwinkernde Gedenkfeier in Marburg zu Wilhelm Buschs 100. Todestag

Ausverkauft war die Gedenkfeier zu Wilhelm Buschs 100. Todestag, zu der Marburgs Intendant Ekkehard Dennewitz und seine flotte Dixieland-Band ins Theater am Schwanhof eingeladen hatten. Doch eine traurige Angelegenheit wurde dieser zweistündige Abend nicht, heizte doch die Sachs-Band mit "Sweet Georgia Brown" und "Alexanders Ragtime Band" in den Lesepausen tüchtig ein. Dennewitz hatte viele unbekannte Texte ausgewählt, amüsante Stückchen mit feiner Ironie und Pointen. Das Publikum freute sich an der "Ballade vom Bleistift", in der das Zeichenutensil an beiden Seiten gespitzt ist und so zur tödlichen Waffe wird. Auch das Rezept für einen Obstauflauf unterhielt das begeisterte Publikum wie die in flüssige Verse gegossene Geschichte vom "Lumpen". Höhepunkt, vor allem durch die projezierten Zeichnungen, wurde die "schröckliche Mär" von der "Frommen Helene", die nicht nur dem Rezitator Vergnügen bereitete. Klavier, Klarinette, Posaune, Bass, Banjo und Schlagzeug brillierten in schmissigen Farben mit "Petit Fleur" und kamen um laut erklatschte Zugaben nicht herum.



marburg news

Ein Tusch für Busch

Zum 100. Todestag eines "Lumpen"

20.01.2008 - fjh

"Ach, die sittenlose Presse! Tut sie nicht zu früher Stund all die sündlichen Exzesse schon den Bürgersleuten kund?" Heitere Verse von Wilhelm Busch und lebensfrohe Dixiland-Musik bekannter Jazz-Komponisten servierte das Hessische Landestheater bei einer Matinee am Sonntag (20. Januar) unter dem passenden Titel "Ein Tusch für Busch". Intendant Ekkehard Dennewitz zitierte anlässlich seines 100. Todestags den Altmeister des gereimten Humors. Die Sachs-Band spielte dazwischen bekannte Dixiland-Nummern. Dennewitz begann mit einer "Verfassung", die Wilhelm Busch sich selbst gegeben hatte. Darin hatte der berühmte Cartoonist und Dichter die Pflicht zur eifrigen Arbeit und der Begrenzung seiner lasterhaften Angewohnheiten auf wenige Abendstunden in Gesetzesform gebracht. Eines freilich verbot er sich selber in seiner verfassung nicht: Das Aktzeichnen! Vor allem den unbekannten Busch brachte Dennewitz auf die Bühne. Dabei hatte er vorwiegend lasterhafte und lästerliche Texte ausgegraben, die er voller Genuss zum Besten gab. Leider neigte der Intendant mitunter dazu, die Texte leicht abzuändern. Wohl in dem Wunsch, altbacken wirkende Sätze zu modernisieren, verletzte der Rezitator dabei leider aber mehrmals das Metrum. Doch gerade die perfekte Einhaltung des Rhythmus seiner Reime ist ja eine der meisterhaften Leistungen Buschs, die bei diesem Vortrag dann leider manchmal litt. Ansonsten aber verstand Dennewitz sein "Mundwerk" aufs Vortrefflichste: Schelmisch betonte er immer genau die richtigen Worte. Er verzögerte seine Sprache oder redete schneller, wenn er dadurch beim Publikum besondere Effekte erzielen konnte. Mitunter verstellte er auch seine Stimme, um gleich mehrere verschiedene Personen darzustellen. Buschs "Fromme Helene" hatte Dennewitz aus Zeitgründen leider deutlich verkürzt. Ein wenig litt der Vortrag darunter, hatte er doch ausgerechnet Helenes Pilgerreise mit Vetter Franz ausgelassen. So konnten Uninformierte die Vaterschaft ihrer Zwilllinge nur erahnen. Ansonsten aber begeisterten Vortrag und Musik gleichermaßen. Im ausverkauften Theater am Schwanhof (TaSch 1) erfreuten sich die Gäste am Programm auf der Bühne ebenso wie an Getränken oder einem kleinen Frühstück, das sie an runden Tischchen zu sich nehmen konnten. So war die Stimmung heiter und gelöst. Immer wieder brach das Publikum in schallendes Gelächter aus. Besonders begeisterte Dennewitz mit Buschs Bekenntnis, er sei ein "Lump". Und wenn er dann im Frack zu einem Ball gehe, dann sei er halt "ein Lump inkognito". Einen Vers von Busch brachte Dennewitz an diesem Vormittag jedoch nicht zu Gehör. Dennoch beschloss genau dieser Reim - sozusagen unausgesprochen - nach kurzweiligen 100 Minuten den vergnüglichen Vormittag: "Eins, zwei, drei, im Sauseschritt eilt die Zeit. Wir eilen mit."

Franz-Josef Hanke - 20.01.2008



Marburger Forum

"Der Rest ist nicht mehr zu gebrauchen."
Ekkehard Dennewitz interpretiert Wilhelm Busch (Lesung mit der Sachs-Band im Theater am Schwanhof, 11. Januar 2008)

Der Saal im Theater am Schwanhof ist vollständig besetzt: Wilhelm Busch zieht auch hundert Jahre nach seinem Tod das Publikum an. Dennewitz wird bei seiner Lesung unterstützt von der Jürgen Sachs-Band, die an diesem Abend Dixieland spielt. Man hat sich seinen Wein aus der Kneipe geholt und sieht einem vergnüglichen Abend entgegen. Um es gleich zu sagen - diese Erwartung wird ganz und gar erfüllt; viele der Besucherinnen und Besucher wippen mit den Füßen im Takt der Musik, quittieren die Pointen der Buschschen Verse mit Gelächter und spenden am Schluss reichlich Beifall. Dennewitz hat ihn verdient. Man muss diese Texte tatsächlich hören, nicht nur still lesen, sie müssen, wie Musikstücke, intoniert werden, mit Pausen, Steigerung und Abfall der Stimme, Schlusskadenz. All das gelingt dem Intendanten des Hessischen Landestheaters scheinbar mühelos, so dass sich offenbar zwischen ihm und seinen Zuhörern ein gewisser Kontakt herstellt, in dem, wie in einem Medium, die Witzigkeit, der Humor der Reime vom Interpreten zu seinem Publikum transportiert wird.

Seltsamerweise legt die kurze von Dennewitz gegebene Einführung, im Nachhinein, das einzige Manko des Abends bloß. Sie betont, gegenüber der Schwere anderer Lyrik-Produktionen, etwa von Rilke, die Zugänglichkeit dieses Humors und zieht eine Linie von Wilhelm Busch über Zille (Ringelnatz wird nicht erwähnt) bis zu Robert Gernhardt. Impliziert wird: Es muss nicht immer tiefsinnig zugehen - das "immer" fehlt selten in solchen Formulierungen - , denn ein solch elitärer Anspruch verbaue eben die direkte Kommunikation mit einem größeren Personenkreis. Buschs gesellschaftskritische, gegen Bigotterie und autoritären Habitus gerichtete Tendenz sei ohne weiteres nachvollziehbar.

Aber verbinden sich tatsächlich in den Vers-Geschichten dieses von Schopenhauer beeinflussten Misanthropen Satire und Spaß zu einer Mischung, die Vergnügen erzeugt, weil in ihren grotesken Überzeichnungen das Spießer-Dasein ad absurdum geführt wird? Falsch ist eine solche Ansicht nicht, aber vielleicht unzureichend. Wenn die fromme Helene am Ende ihres kurzen Lebens verbrennt, der verkohlte Körper in Stücken auf der Erde liegt und Busch resümiert: "Der Rest ist nicht mehr zu gebrauchen", so nennt man diese Nonchalance, wie bekannt, schwarzen Humor - und er ist es, der uns bei den Buschschen Geschichten unweigerlich zum Lachen bringt.

André Breton hat 1939 seine "Anthologie des schwarzen Humors" zusammengestellt (die Erstausgabe erschien 1940 und wurde nach den Angaben Bretons von der Pétain-Regierung verboten); in seinem Vorwort heißt es: "Die satirische, moralisierende Absicht [...] übt auf fast alle Werke der Vergangenheit [...] einen verheerenden Einfluss aus, setzt sie der Gefahr aus, in Karikatur umzuschlagen" (André Breton: Anthologie des schwarzen Humors, München 1971, S. 16). Man wird Breton Recht geben müssen, eine satirische Kritik an gesellschaftlichen Zuständen bezieht sich notwendigerweise auf eine bereitliegende Moral. Dann wäre der - schwarze - Humor Wilhelm Buschs also gar nicht satirisch? Breton zitiert weiterhin Freud: "Der Humor hat nicht nur etwas Befreiendes wie der Witz und die Komik, sondern auch etwas Großartiges und Erhebendes ..."" (S. 19), und dieser Satz erinnert an die berühmte Definition Jean Pauls: " Der Humor, als das umgekehrte Erhabene ..." vernichte sowohl das Große wie auch das Kleine, "weil vor der Unendlichkeit alles gleich ist und nichts" (Vorschule der Ästhetik, §32).

Humor, und besonders der schwarze, konfrontiert mit der Unendlichkeit, vor der wir nichts sind - und wir lachen, weil uns dieses unendliche Nichts wohl einen gewissen Schauder einjagt, wir uns aber doch und gerade in diesem Moment: angesichts unserer drohenden Vernichtung, scheinbar ohne Anstrengung selbst behaupten. "Es ist nichts dran [...], wenn ein intelligenter Humor nicht einmal das Nichts in Gelächter auflösen kann ... das Lachen [...] grenzt an das Nichts, gibt uns das Nichts als Unterpfand" zitiert noch einmal Breton Pierre Piobb's "Les Mystères des Dieus".

In gewisser Weise wohnt den Versen und Zeichnungen Buschs etwas Diabolisches inne, das vor uns das umfassend Nichtige unserer Existenz aufsteigen lässt; in ihm sind wir alle gleich, das Publikum einer Inszenierung, die den Weltuntergang in einzelnen kleinen Metaphern auf die Bühne bringt. Aber eine Selbstbehauptung vor solchem Unendlichen verändert das Selbst. Es akzeptiert seine Gleichheit mit anderen und unterscheidet sich in solcher aktiven Akzeptanz von ihnen. Ein Saal, in dem ein solches Ich neben seinen Leidensgefährten säße, machte die geeignete Zuhörerschaft einer Lesung etwa der "frommen Helene" aus, deren schrecklich-lustige Pointen ein Gelächter als Ausdruck eines "grimmigen Behagens" (Wilhelm Raabe) provozierten. Vielleicht empfände diese Zuhörerschaft, dass Dixieland-Musik im Grunde ohne Beziehung zu den Buschschen Poemen bleibt - beide gehören völlig unterschiedlichen Sphären an. Es sei denn, in ihr schwänge etwas von Weltuntergangsstimmung, wie es wohl manchmal an den Tanzabenden der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts der Fall gewesen sein mag. Die Sachs-Band hat gut gespielt, aber so gut nun wieder nicht; der Sound, der zugleich mit einer gewissen lärmenden Fröhlichkeit eine grenzenlose Melancholie hörbar machte, fehlte ihr (die Musiker agierten zu vereinzelt und erzeugten eigentlich keinen gemeinsamen Klang und Rhythmus). Von dieser Einsicht aus mag man den Blick zurück auf die Lesung wenden und nun begreifen und erfahren, dass es ihr manchmal gut getan hätte, den Verlauf der Verse und Reime gegen den Strich zu bürsten und dadurch gegebenenfalls auf zu wohlfeile Lacher, nämlich die eines satirisch angeregten Publikums, zu verzichten. Gerade die Grausamkeiten des schwarzen Humors verlangen nach einer allerdings wie selbstverständlich anwesenden Tiefe im Vortrag.

Das also war nicht da. Aber es blieb viel: die gekonnt induzierte erneute Begegnung mit Geschichten und deren längst zu Aphorismen gewordenen Wendungen, die man vielleicht lange nicht gehört hatte, und die einem doch gegenwärtig sind, als hätte man sie beinahe jede Woche wiedergelesen. Einige wenige Gedichte Rilkes oder Stefan Georges und anderer Lyriker, natürlich derjenigen früherer Zeiten, mögen sich einem so einprägen, dass kurze Zitate jeweils das Ganze evozieren; daneben und darunter jedoch existieren in unserem Erinnerungsvermögen die womöglich tiefer eingegrabenen Worte und Sätze Wilhelm Buschs. Sie haben, wie auch beispielsweise der nach wie vor faszinierende und erschreckende "Struwwelpeter", unser Gemüt auf eine tragische Weltsicht und die Erfahrung der Koexistenz von Freude und Leid vorbereitet, ohne die es keine Philosophie, die diesen Namen verdient, geben könnte. Was bringt es also, tragisch-schwere und von wirklichem Humor inspirierte Dichtung kontrastierend gegeneinander zu setzen, wenn sie sich doch in den tieferen Schichten unseres Bewusstseins ständig begegnen und dabei sofort verstehen: sich also in ihrer wirklichen Andersartigkeit selber akzeptieren?

Max Lorenzen



OP Marburg

Marburg ehrt Wilhelm Busch mit einer Lesung

Ekkehard Dennewitz erinnerte an den großen Satiriker

Das Hessische Landestheater Marburg erinnerte im Theater am Schwanhof mit einer Gedichtlesung an den großen Humoristen und Satiriker Wilhelm Busch. „Wirklich, er war unentbehrlich!
Überall, wo was geschah
Zu dem Wohle der Gemeinde,
Er war tätig, er war da.
Schützenfest, Kasinobälle,
Pferderennen, Preisgericht,
Liedertafel, Spritzenprobe,
Ohne ihn, da ging es nicht.
Ohne ihn war nichts zu machen,
Keine Stunde hatt' er frei.
Gestern, als sie ihn begruben,
War er, richtig: auch dabei.“
Wahrhaft unentbehrlich! Wie schwer vorstellbar, dass derjenige, der diese Zeilen schrieb, der die Selbst- und Fremdwahrnehmung des Unentbehrlichen mit spitzer Feder karikierte, selbst heute – nunmehr 100 Jahre nach seinem Tod – noch unentbehrlich erscheint. Anlässlich des 100. Todestages des berühmt-berüchtigten Satirikers und Zeichners sprießen dieser Tage mannigfaltige Huldigungen und Gedenkveranstaltungen aus dem Kulturboden der Bundesrepublik. Und so war am Freitagabend auch Marburg an der Reihe, ein Loblied zu singen. Für das Programm „Oh wie beglückt ist doch ein Mann, wenn er Gedichte machen kann“ lieh Intendant Dennewitz den Versen des großen Humoristen seine Stimme. Sein Auditorium, welches bis auf den letzten Platz gefüllt war, bekam eine weit gestreute Ansammlung bekannter und weniger bekannter Busch-Gedichte zu hören. Unterstützt wurde Dennewitz an diesem Abend von der Sachs-Band, welche dem Publikum in den Rezitationspausen eine beswingte Form des 20er-Jahre-Jazz zu Gehör brachte und sich hiermit für eine Namensänderung in Dixieland-Band empfahl. Um nicht die altbekannten Strolche „Max und Moritz“ zu bemühen, gab Dennewitz schließlich auch den zeichnerischen Künsten Buschs die Ehre und trug dessen „Fromme Helene“ vor. Diese Lust an der Provokation und an makabren Humorgebäuden, dieses einmalige zeichnerische Talent gepaart mit karikierender Spitzfindigkeit: Das alles macht Wilhelm Busch nicht nur zum Urvater des Comics und der deutschen Satire, nein, es macht ihn auch noch auf lange Sicht vollkommen unentbehrlich.



MNZ

Dennewitz und Band feiern Busch - Hommage zum 100. Todestag

Marburg (nas). "Ach, wie beglückt ist doch der Mann, wenn er Gedichte machen kann." Unter diesem Motto hat das Hessische Landestheater am Freitag zu einer Hommage an Wilhelm Busch eingeladen. Beglückt war offenbar auch Ekkehard Dennewitz als Mann, der Gedichte lesen kann und nicht zuletzt das Publikum. Das feierte zu Buschs 100. Todestag den Rezitator und die Sachs-Band, die für diese besondere Lesung in einer Dixieland-Besetzung auftrat.

"Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden" schrieb Wilhelm Busch zwar dereinst in seinem Gedicht "Der Maulwurf". Das, was die Sachs-Band im Theater am Schwanhof (TASCH) bot, hätte aber sicher auch ihn begeistert. Klassiker wie "On the sunny side of the street" oder "Petite Fleur" kamen wunderbar lässig daher und zu jeder Soloeinlage der Musiker gab es Sonderapplaus vom Publikum. Jürgen Sachs am Bass, Stefan Waldeck am Klavier, Stefan Gebhardt an der Klarinette, Jochem Görtz am Schlagzeug, Andreas Jamin an der Posaune und Stefan Schneider am Banjo waren mit ihrer Spielfreude weit mehr als die musikalische Umrahmung der Lesung. Und mit ebenso viel Schmiss kam auch Ekkehard Dennewitz beziehungsweise Wilhelm Busch daher. Der Intendant des Hessischen Landestheaters präsentierte eine Auswahl an Prosa und Gedichten des berühmten Humoristen. Einmal mehr erwies sich Dennewitz als genialer Rezitator, vom Vierzeiler bis hin zum "Lied eines versimpelten Junggesellen". Er schmeichelte, polterte, stolperte und schmetterte - herrlich. Bekannt ist Wilhelm Busch vor allem durch die beiden Lausbuben "Max und Moritz". Als Bildergeschichte, die auf eine Leinwand geworfen wurde, hatte Dennewitz jedoch "Die fromme Helene" ausgewählt. Zu Beginn des Programms hatte er Busch, der Dichter und Zeichner gewesen ist, als "Vater aller Cartoonisten" bezeichnet: "Und wenn sie mich persönlich fragen - er ist immer noch der Allerbeste." Die 130 Zuschauer hatten nicht nur viel zu schmunzeln und zu lachen. An bekannten Stellen wie bei den Zeilen "Es ist ein Brauch von alters her: wer Sorgen hat, der braucht Likör" aus der "frommen Helene" wurde sofort im Chor mitgesprochen. Den Schlusspunkt bildete das Gedicht "Gruß und Dank", bei dem Ekkehard Dennewitz noch einmal leise Töne anschlug. Es gab "Bravo"-Rufe und viel Applaus für die Akteure und die Sachs-Band wurde nicht ohne eine Zugabe von der Bühne gelassen. Für alle, die keine Karten für diese Lesung mehr bekommen haben: Das Programm "Ach, wie beglückt ist doch der Mann, wenn er Gedichte machen kann" wird am Sonntag, 20. Januar, ab 11 Uhr im TASCH als Matinee stattfinden.



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